Aus einem Stundenhotel wird ein ernstzunehmendes Businessmodell

Schon lange gibt es die Diskussion in der Hotellerie: Check-in-Zeiten und Check-out-Zeiten. Aktuell ist der Standard, dass man ab 15 Uhr sein Zimmer beziehen und bis 12 Uhr am folgenden Tag bleiben darf. Zusammengerechnet sind das also nicht 24 Stunden, sondern nur 21 Stunden, wenn ich das als Gast voll auskoste. Natürlich lasse ich jetzt weg, dass es in vielen Hotels möglich ist, schon vorher einzuchecken, weil die Belegung des Hauses tags zuvor eventuell nicht so hoch war. Mit ein paar netten Worten darf vielerorts der Gast bestimmt auch einfach ein wenig länger bleiben. Dennoch: Alles in allem sind es laut Reservierungsbestätigung meistens immer nur 21 Stunden, in den seltensten Fällen wird das voll ausgenutzt.

Ich weiß, dass der „Corporate Hotelier of the World“ Ali V. Kasikci einmal in seinem preisgekrönten „Peninsula Beverly Hills“ eingeführt hat, dass man 24 Stunden ab Check-in bleiben kann. Bei einem Lehrgang sagte er einmal vor einer großen Anzahl Hoteliers: „Warum macht ihr das nicht auch so?“ Alle haben sofort abgewunken. Das ginge nicht, das könne man nicht. Es war wie so oft: Es wurden nur Ausreden dafür gefunden, warum etwas nicht geht oder funktioniert.

Zurück zu den häufigsten Check-in Zeiten. Geschäftsreisende reisen meistens bis 18 Uhr an und bleiben am kommenden Tag bis 8 Uhr Morgens. Das sind 14 Stunden. Es gibt aber auch viele, die erst um 20 oder 22 Uhr anreisen und trotzdem um 8 Uhr schon wieder weg sind. Das sind dann zwölf oder sogar nur zehn Stunden. Da stellt man sich natürlich als Gast die Frage, wieso man so viel für ein Zimmer zahlt, wenn man es eh nur viel kürzer nutzt, als man es eigentlich reserviert hat?

Und genau darauf setzt die neue Onlineplattform aus Spanien namens byhours.com (übrigens unglaublich, was von dort gerade alles kommt: Blink.com im Last-Minute-App-Bereich, Hotelninja.com im PMS-Bereich, etc.). Hier habe ich als Gast die Möglichkeit, ein Hotelzimmer nach Stunden (3, 6, 12, 24, 36, 48) zu reservieren. Mit einem Blick auf das junge Start-Up-Unternehmen sehe ich, dass schon immerhin 140 Hotels aus Spanien dabei sind und mitmachen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis dieses Modell auch zu uns nach Deutschland kommt, entweder direkt von byhours.com oder als Klon. Ich bin mir sicher, dass sich auch hier wieder eine Vielzahl von Hotels finden werden, die bei diesem Modell einsteigen möchten. Wie ist eure Meinung dazu? Glaubt ihr, dass das erfolgreich werden kann? Was ist mit der Ratenparität, gilt das hier auch? Und was passiert, wenn byhours.com die Preise in den Meta-Suchmaschinen oder dem Google-Hotelfinder darstellt? Der Distributionsmarkt für die Hotellerie bleibt spannend…

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One thought on “Aus einem Stundenhotel wird ein ernstzunehmendes Businessmodell”

  1. Ja, finde ich sehr interessant – gerade als Vielreisender. Allerdings ist bei hoher Belegungsdynamik auch die mitwachsende Infrastruktur wichtig: Reinigung, optimale Belegung der Serviceleute etc – ob da wrklich alle Hotels mithalten können, bezweifel ich. Die Taktung vor allem im Reinigungsbereich muss deutlich besser sein als heute mit teilweise durch die Flure schlurfenden Reinigungsdamen – bin gespannt, wie sich das dann ändert. Idee finde ich aus Sicht der Hoteliers interessant…

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