Insolventes Park Hotel Bremen: Warnung für alle!

Die Mitteilung ist eine erschreckende, wie aber auch warnende zugleich. Das Park Hotel Bremen, ein 5-Sterne-Superior Leading Hotel of the World ist insolvent. Grotesk die Seite 7 des „Weser-Kuriers„. Oben der Bericht über die Insolvenz des einen Hotels, darunter die Mitteilung über die Eröffnung eines weiteren großen IBIS Hotels auf dem Bahnhofsvorplatz.

Was sagen uns diese Mitteilungen? Für Aussenstehende mag es überraschend kommen, für Branchenkenner eher nicht. Die Aussage von Frank Walter Steinmeier (SPD, „in manchen Schulen pfeife der Wind durch die Fenster, aber im Grand­hotel nebenan werde jetzt neues Parkett verlegt“, war polemisch und fachlich völlig falsch. Der reduzierte Mehrwertsteuersatz für die Hotellerie hat in den vergangenen Jahren vielen Hotels geholfen, sich neu zu strukturieren, neu aufzustellen und sich für die kommenden Herausforderungen zu rüsten. Mitnichten sind hier Gewinne erhöht worden. Im Gegenteil: Unternehmen konnten durch diese Maßnahme überhaupt erst überleben. Ich bezweifel, dass wenn es die reduzierte Mehrwertsteuer nicht gegeben hätte, dass das Park Hotel überhaupt so lange überlebt hätte. Zu niedrig sind einfach die Durchschnittspreise in der Stadt Bremen, zu groß die Hotelkapazitäten. Und auch wenn immer ständig neue Rekordzahlen gemeldet werden, so bringt man am Ende nicht die Übernachtungen zur Bank, sondern den Umsatz. Und dieser ist in vielen Hotels der Stadt einfach rückläufig.

Die Nachricht des Park Hotels sollte allen am Tourismus beteiligten Menschen in Bremen eine Warnung sein. In den kommenden 24 Monaten wird es in Bremen über 1000 zusätzliche Zimmer (für die, die gerne in Betten rechnen: es sind in etwa 2000 Betten) geben. Wenn diese alleine mit nur 60% gefüllt werden wollen, dann muss sich das Übernachtungsaufkommen der Stadt innerhalb der nächsten 24 Monate um 25% steigern. Das heißt aber noch lange nicht, dass sich die Umsätze auch dementsprechend steigern. Vielleicht passt noch eine andere Entwicklung ganz gut in diese Meldung. Das renommierte Hilton in der Innenstadt hat seinen auslaufenden Pachtvertrag nicht verlängert. Ein weiteres, hochwertiges Hotel, dass dem Bremer Hotelmarkt den Rücken kehrt. Der Eigentümer der Immobilie hat nun einen Franchisevertrag mit der „rezidor“-Gruppe für ein Radisson Hotel abgeschlossen. Das heißt im Klartext: Keine große Gesellschaft will in Bremen ein finanzielles Risiko eines Pachtvertrags im hochwertigen Hotelsegment eingehen.

Neben den zusätzlichen Zimmern, die in Bremen auf den Markt kommen, schwebt über der Hotellerie noch das Damokles-Schwert einer Erhöhung der Mehrwertsteuer für Übernachtungen. Die Vertriebs- und Distributionskosten steigen weiter an und haben sich neben ebenfalls steigenden Nebenkosten (Energie, Wasser, Abwasser, etc.) und den Personalkosten bereits zum drittgrößten Kostenblock entwickelt. Hinzu kommt, dass die Wirtschaft schwächelt und die Nachfrage zurück geht.

Somit steht die Hotellerie vor großen Herausforderungen: In Zeiten sinkender Nachfrage erhöht sich das Angebot an Hotels, so dass es oftmals zu Überkapazitäten kommt. Eine mögliche Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes steht bevor und die Kostenstruktur der Hotels wird weiter steigen.

Da bis dato für viele nur eine kurzfristige Strategie zählt, findet man immer mehr Discount-Angebote durch z.B. Mobile-Last-Minute Preise, Couponing (wie Groupon und Co.) und in den einzelnen Märkten herrscht ein gnadenloser Preiskampf und Verdrängungswettbewerb. Denn wie sonst lässt es sich erklären, dass Hotels, wie auch das Park Hotel, mit Dumpingpreisen reagieren.

Wo wird dann probiert, als erstes zu sparen? Am Personal! Und dann wundert man sich, dass man in der Branche einen Fachkräftemangel und schlechtes Image als Arbeitgeber hat. Wenn die vielen Kollegen/innen in der Hotellerie nicht freiwillig in vielen Hotels ihre Überstunden schieben und aberwitzige Arbeitsbedingungen akzeptieren würden, dann wäre es schon vorher zu so einer Nachricht gekommen. Nur irgendwann ist einmal Ende und ich kann als Hotelier keine Top-Service-Qualität abliefern, wenn ich kein geschultes und qualifiziertes Personal habe.

Und geht die Qualität nach unten, schlägt sich das heute sofort in den Bewertungsportalen nieder, womit Akzeptanz und Image des Produktes leiden und kein Kunde die benötigen Preise zahlen wird. Somit geht es dann wieder zurück auf „Los“, runter mit den Preisen. Und wie das Spiel endet, das zeigt das Beispiel des Park Hotels Bremen.

Es ist vielleicht beispielhaft zu den Aussagen zur Wertigkeit des Tourismusmarktes in Bremen, wenn ein Unternehmen wie American Express in seinem Magazin für die Platinum- und Centurionkarteninhaber einen Eintrag für eben dieses Park Hotel mit der Begründung „die Umsätze der Platinum- und Centurionkarten sind für Bremen einfach zu gering“ abgelehnt hat.

Es sieht also wahrlich nicht rosig für die Hotellerie aus und schon gar nicht steckt sie auch noch Themen wie zum Beispiel die City-Tax einfach so weg.

Bevor also Leute wie Herr Steinmeier oder andere auch in Kommentaren im Internet oder Blogbeiträgen polemisch über die Hotellerie herfallen, sollten sie sich vielleicht in Zukunft einmal erkundigen, wie es um die Hotellerie wirklich steht. Auch wenn es nach außen alles gut aussieht, so ist es doch oftmals mehr Schein als Sein. Vielen Hotels fehlt die Luft zum atmen, zu sehr ächzen sie auch unter der Last von Immobilien- oder Finanzinvestoren, die eben keine langfristige Strategie, sondern die kurzfristige Rendite im Kopf haben.

Die Struktur der Hotellerie in Deutschland ist aber immer noch sehr fragmentiert, sehr mittelständisch geprägt. Wenn das Park Hotel nicht der Anfang einer Dominosteinkette der Insolvenzen sein soll, dann gilt es auf alle Fälle an der Mehrwertsteuer in Höhe von 7% für die Hotellerie festzuhalten. Es gilt aber auch massiv umzudenken: in Tourismusorganisationen (billig kann jeder) und auch bei den Hotels untereinander. Wieso machen wir uns gegenseitig die Märkte kaputt? Warum muss jeder den anderen unterbieten? Wenn die einzige Strategie ist, über den Preis die Nachfrage zu generieren, muss man sich über das Resultat nicht wundern.

Ich bedaure die Entwicklung des Park Hotels in Bremen sehr. Es ist ein Traditionshaus und ein wahres Grand Hotel (während sich andere einfach nur so nennen). Dieses Hotel in der traumhaften Lage, mit seinem Status am Hollersee direkt vor dem Bürgerpark, gehört zu Bremen wie die Stadtmusikanten, das Weser-Stadion und der Roland, um nur einiges zu nennen. Es gilt, dieses Hotel zu retten, auch für die tollen Mitarbeiter/innen, die dort täglich unter härtesten Bedingungen ihren Job machen.

Auf das uns alle diese Meldung wachrüttelt und wir gemeinsam in den Märkten aufhören, uns gegenseitig zu unterbieten, gemeinsam Strategien entwickeln, wie wir zusammen mit der Tourismuszentrale noch mehr Nachfrage akquirieren können und vor allem, dass wir für den Erhalt unserer 7% Mehrwertsteuer einstehen. Abgedroschen, aber wir brauchen einen Ruck a la „Yes, we can“ – ich glaube fest daran, dass wir das schaffen !

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5 thoughts on “Insolventes Park Hotel Bremen: Warnung für alle!”

  1. Interessante Einsichten in die Branche. Auch interessant, dass gerade das Prizeotel Dumping-Angebote anprangert. Hmm … Wenn der Dumping-Preis schon im Namen vorhanden ist. Naja, muss halt jeder vor der eigenen Tür kehren. Warum gerade nur die Hotelbranche mit der verminderten Mehrwertsteuer bedacht wird, erschließt sich mir nicht. Es gäbe genug andere. aber offensichtlich ist die Hotellerie ja besonders arm dran.

    Aber zurück zum Thema: Ich finde es gut, dass die Branche einsieht, dass die fetten Jahre wo man Kunden mit „Serivce“ wie überteuerten WLAN-Zugängen und Telefongebühren aus dem 20 Jahrhundert abzocken konnte, vorbei sind. Vielleicht mal wirklich an Service denken. Dazu gehört im Übrigen auch, sein Personal nicht nur nicht auszubeuten, sondern auch gut zu schulen. Dann wird’s auch wieder mit den positiven Bewertungen.

  2. Hat Herr Wehrmann denn Dumpingpreise angeboten? Die Insolvenz kommt selbst für Insider überraschend. Hauptgrund dürfte im Steuerstreit für die Dinnershow liegen. Doch Ihre Analyse zum Hotelmarkt Bremen stimmt schon – der Bettenzuwachs wird in keiner Weise durch die Übernachtungszahlen gestützt.

  3. Mir geht es so, dass ich ständig in irgendwelchen Hotels auf unterirdisch schlechten Service stoße, auch in sogenannten besseren Häusern (am Preis liegt es nicht).

    Wichtig ist nicht, dass der Gast beim Frühstück erst mal einen Kaffee bekommt, sondern wichtiger ist seine Zimmernummer. Alleine das Elend mit den ständig defekten Zimmerkarten hat fünf Häuser auf meine persönliche No-Go-Liste katapultiert.

    Unter http://www.thilo-baum.de/lounge/mitdenken/geistesabwesend-oder-ignorant/ schreibe ich von einem Hotel, das nicht fähig war, mir als Referenten kurzfristig ein Zimmer zu geben, obwohl jede Menge Zimmer frei waren. Und obwohl ich seit einer halben Stunde in der Lobby sitze, fragt mich eine Mitarbeiterin nicht etwa, ob ich *jetzt* einen Kaffee wolle, sondern ob es richtig sei, dass man mir im Seminarraum *in zweieinhalb Stunden* eine Flasche stilles Wasser vorne hinstellt.

    Als es dann ein Zimmer gab, wollte Madame von mir die Kreditkarte, die ich bei der Räumerei beim Seminaraufbau gerade nicht bei mir hatte, und das, obwohl ich den ganzen Tag im Haus und somit unter Aufsicht war, ein riesiges Seminar gab und der Umsatzbringer des Tages war. Eine Schleife im Flussdiagramm dieser Mitarbeiterin, aus der es keinen Ausweg gab. Also: Nie! Mehr! Dieses! Hotel! Das habe ich dann auch unserem Veranstalter so gesagt. Das Hotel ist zu dumm, zu inflexibel, zu wenig auf Zack.

    Mir geht es einfach nicht in den Kopf, wieso Hotelmitarbeiter ihre Gäste Routinen unterwerfen, deren Fokus die Bürokratie des Hauses ist, nicht aber das Wohl des Gastes. Mir ist völlig unklar, wieso diese Branche den Gästen misstraut. Sie unterstellen einem ja sogar, man würde Kleiderbügel klauen, indem sie den Gast mit Kleiderbügeln belästigen, die äußerste feinmotorische Konzentration erfordern, was bei einem schweren nassen Mantel mitunter schwierig ist. Warum macht die Hotellerie den Leuten das Leben schwer statt einfach?

    Gründe, ein Hotel *nicht mehr* zu besuchen, fallen mir jedenfalls viele ein. Ich würde mir wünschen, die Hotellerie würde die grundsätzlichen Usabilitymängel abstellen. Bisher mutet die Branche einem brüchige Internet-Verbindungen zu, Zimmer ohne freie Steckdose, Rezeptionisten, die sich in der Tiefgarage nicht auskennen – aber Hauptsache, das Klopapier hat einen hübschen Knick. Oft denke ich, die wissen gar nicht, worum es geht.

  4. „…Keine große Gesellschaft will in Bremen ein finanzielles Risiko eines Pachtvertrags im hochwertigen Hotelsegment eingehen. …“
    Das Steigenberger baut doch gerade neben dem Chili Club!

  5. Das Park Hotel Bremen ist das 5-Sterne-Hotel in der Welt und bietet ein vielfältiges Service ….. In diesem Urlaub haben wir auch planen, diesen Ort zu besuchen oder auch beschlossen, dieses Hotel während unserer Sommerferien bleiben …. Bitte teilen viel mehr Informationen über dieses Hotel ….

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