Mein letzter Blogbeitrag, in dem ich u.a. die provokante These aufstellte, dass einige Hotels doch den Onlinevertrieb den Profis überlassen sollten, wird mittlerweile oft und kontrovers diskutiert und das ist auch gut so. Denn genau dafür steht der Blog und die Beiträge. Sie sollen zum Nachdenken anregen und die Diskussionen sollen der Hotellerie helfen. Denn Aufklärung und Know-how in der breiten Masse hilft jedem und ist nur förderlich für unsere Branche. Je mehr Know-how, desto besser geht es der Hotellerie. Das Interview des von mir geschätzten Uli Pilau zu diesem Thema ist sehr gut und interessant, einfach hier einmal reinhören.
Spannend bei den Diskussionen ist allerdings, dass oftmals der ganzheitliche Blick auf das Thema – oder anders, die holistische Betrachtung – fehlt. Vor ein paar Tagen philosophierte die Revenue-Managerin eines Luxus-Hotels aus der Fachbrille ihrer Abteilung in ihrem Blog, dass Hotels zum Beispiel mit einem kleinen „Dankeschön“ die Direktbuchungen forcieren sollten. Zitat: „Ein kleines ‚Dankeschön‘ für eine Direktbuchung (Gutschein, Upgrade, Flasche Wasser etc.) ist dabei ein durchaus probates Mittel…“. Das ist in etwa so als würde man den Hotels sagen: Macht doch einmal ein Mailing und schreibt alle Kunden eurer Datenbank an – ohne dabei auf double opt-in hinzuweisen. (Grüße an Dr. Michael Toedt an dieser Stelle). Und zu der Ad-Words Problematik vieler Hotels und den daraus resultierenden Kosten wird gar nichts gesagt. Genau das meine ich, wenn ich sage, dass der ganzheitliche Blick fehlt. Die Dame weiß es vielleicht nicht besser und bei vielen Kolleginnen und Kollegen scheint das gelebte Praxis zu sein, aber das „kleine Dankeschön“ ist steuerrechtlich nicht sauber und bei der nächsten Umsatzsteuersonderprüfung bekommt das jeweilige Hotel richtig Probleme.
Dass dann auch noch der – im Übrigen von mir ebenfalls sehr geschätzte Newsletter hoga-um-Acht so einen Beitrag ungefiltert aufnimmt, zeigt das Dilemma. Denn genauso verdutzt, wie wahrscheinlich jetzt einige Leser, guckte auch die Geschäftsführerin einer Hotelkooperation als ich das Thema im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der ITB im März 2015 bereits ansprach. Schauen Sie sich einmal den Beitrag ab 04:50 Min. an. Da kommt das Thema auf und wird ganz gut erklärt. Dieses gefährliche Halbwissen, das sogar innerhalb der Verbände (insbesondere einige DEHOGA Landesverbände, aber auch andere sog. Fachverbände geben bei diesen und anderen Themen immer wieder ihren fachlichen Offenbarungseid ab) grassiert. Vor allem die einseitige Betrachtung der Dinge, allein aus der jeweiligen Fachbrille heraus, ist, was unserer Branche schadet, da es keine einheitliche und gesetzlich saubere Vorgehensweise gibt. Einige würden gut daran tun, ein wenig intensiver den Newsletter des IHA – Hotelverband Deutschland zu lesen. In diesem sind viele dieser Punkte erfasst und so trägt der Newsletter zur Aufklärung bei, ebenso wie hoffentlich dieser Blogbeitrag.