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Affiliate Partner vs. Direktbuchungen

Die Tage habe ich wieder eine dieser e-Mails von einer Affiliate Website bekommen. Wie ich diese e-Mails liebe…

Dear Marco,

Your prizeotel hotels are listed free-of-charge on my website DNA Hotels, a unique online guide to the world’s soulful and authentic hotels. Have a look:

http://www.dnahotels.com/hotel/537-prizeotel-bremen-city
http://www.dnahotels.com/hotel/4448-prizeotel-hamburg-city
http://www.dnahotels.com/hotel/4795-prizeotel-hannover-city

Please check if everything is correct. If you like any changes please consult the hoteliers section by clicking here. It is password protected, the password is: xxxxx

Here you will find all information on your listing, including the possibility to sign-up to our direct booking program with a link to your own website.

Leider ist mir aber nicht wirklich zum Lachen zumute. Unaufgefordert werden unsere Hotels auf irgendeiner schwindligen Website gelistet, was wieder und wieder passiert. Ich wundere mich allerdings dann immer, wer da noch alles so gelistet ist. Z.B. Accor, der CEO lässt kein Event aus um über seine Direkt- und Onlinestrategie zu sprechen. Es werden Millionen investiert, aber dennoch finden sich auch Hotels von ihm auf solchen Seite wieder. Ruft der Gast die Seite auf, dann kann er zwischen einem Link zu booking.com und der Homepage des Hotels auswählen.  Ob das von Sebastian Bazin so gewollt ist? Nun, auf der HICAP 2016 habe ich seinen Vortrag ein wenig anders verstanden.

DNA Hotels mit Direktbuchung und Buchung über booking.com

Es ist in meinen Augen eines der größten Probleme unserer Branche, dass viele Hotels oftmals keine Ahnung haben wo ihr Content, ihre Bilder, Raten und Verfügbarkeiten so auftauchen. Lokale Sales- und Distributions- oder Onlinemarketingteams in den Hotels (besonders wenn es dann auch noch Franchise-Betriebe sind) nicken einfach ab und lassen ihr Hotel auf solchen Seiten listen. Sieht doch toll aus, ist kostenlos und bringt uns Reichweite. Ob damit die Strategie der Marke, bzw. des Unternehmens torpediert wird, dass interessiert erst einmal nicht. Im Zweifel fehlt auch das nötige Wissen.

Jetzt aber zurück zur e-mail. Auf seiner Website schreibt DNA Hotels:

„Hotels can be booked online by clicking the „booking“, „direct booking“ or „website“ buttons and links on the individual hotel pages and on the search results pages. The „booking“ link directs to one of our affiliate partners, usually Booking.com but we also work with the likes Expedia/Hotels.com, Mr&Mrs Smith, HRS and several others. The „direct booking“ and „website“ links direct to a hotel’s individual website.“

„The basic listing is free-of-charge. This includes a profile with up to 27 photos, text, map, reviews and booking link to one of our booking partners. Our income stems from the commission we share with these partners.“

Nun weiß jeder von uns, was er an die OTAs für Kommissionen zahlt.  Wenn wir einmal von 15% ausgehen und DNA Hotels 60% Affiliate Provision bekommt (geschätzt auf Grund von Marktkenntnissen), dann sind das immerhin noch 9% der gebuchten Rate.  Nicht schlecht, oder? Vor allem für eine Website, die eigentlich ziemlich einfach gemacht und deren Aufwand zum Betrieb eher gering ist. Dieser vermeintliche Affiliate-Wahnsinn (Danke an die OTAs) muss aufhören.

Wer das nicht möchte, der kann im Übrigen auch einen Link auf seine eigene IBE einbauen und zahlt dann eben 10% Kommission und, nicht zu vergessen, eine einmalige setup Fee.

„If you like to attract more direct bookings, our Affiliotel program is for your you. By installing once an easy-to-implement tracking and conversion code into your website and booking engine we track all traffic coming from our site(s) and if a booking is made we charge a 10% commission.“

„Sign-up now and also get a discount on the one-time sign up fee of €95 for properties with 50 rooms or less (usually €140) and €140 for larger properties (usually €245). Chains and groups benefit from discounts – please inform.“

Ach ja, wer auch dazu keine Lust oder keine eigene IBE hat, dem wird das Alternativmodel angeboten.

„Business listing – for clients without online booking engines

You can either opt to install our partner’s booking engine (which has the tracking/conversion code pre-installed) or sign-up for our ‚fixed-fee‘ business listing. This is also an option if you prefer not to pay any commissions at all.

The annual fee for the business listing is:

€195 for properties with 50 rooms or less*
€245 for properties with 51 rooms to 100 rooms
€295 for properties with 100 rooms to 200 rooms
€395 for properties with 200 rooms or more“

2011 habe ich schon einmal einen Beitrag zu diesem Thema geschrieben, geändert hat sich im Grunde aber nicht viel. Affiliate-Partner haben, genau wie die OTAs, das Ziel die potentiellen Gäste der Hotellerie auf ihre Seite zu lenken, damit Traffic zu generieren und die Buchung darüber zu platzieren. Alle Portale wiederum buhlen bei google um die Top Positionen. Wie so etwas aussieht und welche Folgen es hat, dass lässt sich gut in meinem Beitrag über die AdWords Strategien der OTAs nachlesen. Alles das kostet natürlich Geld, aber Onlinemarketing, speziell SEM, können sich kleinere Hotels schon lange nicht mehr leisten. Schlimmer noch: Durch die immer weiter steigenden Provisionen bei den verschiedenen OTAs, finanziert die Hotellerie anderen Unternehmen eine bessere Vermarktung als sich selbst.

Am Ende finanziert unsere Branche mit solchen Aktionen (DNA Hotels, etc…) auch weiterhin die Bedeutungslosigkeit der eigenen Website im Netz. Direktbuchungen ade…

Da kann es noch so viele Konsolidierungen in der Branche geben, wenn solche Themen nicht ordentlich gelöst werden, dann wird die Hotellerie niemals zu den OTAs aufschließen.

Ich weiß nicht wie Ihr das seht, aber ich will, dass meine Hotels da jetzt wieder runter kommen und zwar schnell. Und wenn wir da Anfang nächster Woche immer noch drauf sind, dann muss halt unser Partner Spirit Legal wieder ran. Auch das kostet Geld und unterstreicht, dass die Kosten in dem Bereich (oder the cost of doing business) immer weiter steigen werden.

 

Touristische Runde München – Boom der Budgethotellerie

Der Boom der Budgethotellerie scheint ungebrochen.

Die „Touristischen Runde München“ startete gestern im neuen Super 8 Hotel München City Nord mit ihrer Auftaktveranstaltung ins Jahr 2017. Gleich zu Anfang des Neuen Jahres stand ein ganz aktuelles Thema im Mittelpunkt, der Boom der Budgethotellerie. Unter dem Motto „Budget-Boom ohne Ende?“, durfte ich gemeinsam mit

Michael Bungardt, Geschäftsführer GS Star GmbH (u.a. Super 8 Hotels)

Johannes Eckelmann, Gründer und Partner von Cocoon Hotels

Eike Alexander Kraft, Vice President Corporate Communications & Social Responsibility Central Europe Accor Hotels

Ursula Schelle-Müller, CMO & Design motel one

unter der Moderation von M. Pütz-Willems, hospitalityinside.com, vor knapp 30 anwesenden Journalisten diskutieren.  Lilo Solcher, die Sprecherin der „Touristischen Runde“, hatte somit ein spannendes Podium zusammengestellt, dass sehr gut alles Aspekte der Budgethotellerie berücksichtigte.  Einig waren sich alle Beteiligten, dass motel-one die gesamte Budgethotellerie revolutioniert und gesellschaftsfähig gemacht hat.  Wer aber denkt, dass sich die Marke auf dem Erfolg der Vergangenheit ausruht, der wurde und wird immer wieder eines besseren belehrt.  Konsequent wird das Produkt immer weiter entwickelt, immer mehr investiert.  Die Lobby setzt Maßstäbe, die Bar (mit 40 Gin Sorten) wird immer mehr zum HotSpot der jeweiligen Stadt, die Einrichtung wird hochwertiger, auf dem Frühstück finden sich sogar Bio-Produkte.  Auch am Thema e-commerce und der Digitalisierung wird weiter gearbeitet, wie Ursula Schelle-Müller jüngst auch in einem Interview mit der Internetworld mitteilte.  Ganz neu, die Zimmer sollen jetzt sogar eigene Safes bekommen.

Eike Alexander Kraft merkte dementsprechend auch an, dass motel-one die IBIS Macher im Grunde aus ihrem Dornröschenschlaf aufgeweckt hat und die eigentlichen Gründer der Budgethotellerie sich erst einmal neu erfinden mussten.  Wie das aber bei einem sleeping Giant so ist, wenn der einmal losläuft, dann aber richtig.  Neues Design in fast allen Hotels, coole Lobby, zum Teil Front-Cooking, hervorragendes Bettkonzept, usw…sind nur ein paar Details, die genannt wurden. Spätestens da, wurde den Zuhörern bewusst, wie fokussiert die Budgethoteliers auf ihre Qualität und die Weiterentwicklung ihres Produktes sind.  Michael Bungardt berichtete, dass sein Frühstücksbüffet über 130 verschiedene Produkte abbildet und das eine Kooperation mit Dallmayr abgeschlossen wurde, die sich für das Coffee-Shop Konzept in den Super 8 Hotels verantwortlich zeigen.

Interessant waren auch die Aussagen von Johannes Eckelmann.  Schaut man sich seine Cocoon Hotels hat, dann sieht man die unternehmerische Handschrift, gepaart mit viel Liebe zum Detail.  Mich persönlich hat ein Detail besonders begeistert: in einem seiner Hotels wird er bald Bilder einer Web-Cam einer Kuhwiese in den Alpen zeigen, um darzustellen, dass seine Milch von glücklichen Kühen kommt. Was ebenfalls spannend war, als Eckelmann von seinem neuesten Konzept, dem Buddy Hotel berichtete.  Super zentrale Lage in München und Zimmer, die nur noch 9qm groß sind.  Ein großer Erfolg am Markt und vielleicht auch richtungsweissend, wohin der Trend der Budgethotellerie noch führen kann.

Für mich war es einmal wichtig zu sehen, wo wir mit unserem prizeotel, designed by Karim Rashid in diesem ganzen Umfeld stehen.  Ich muss sagen, in dem Fahrwasser der Großen fahren wir als qualitativ hochwertiges Produkt und technologischer Leader sicherlich sehr, sehr gut mit.  Das Joint-Venture mit The Rezidor Hotel Group kam genau zur richtigen Zeit und unterstützt uns besonders im Hinblick auf die Projektentwicklung, den zentralen Einkauf und das Employerbranding.  Letzteres finde ich im Zeitalter des Fachkräftemangels besonders wichtig, denn unsere Teammitglieder können jetzt in allen Hotels der Gruppe zu Sonderkonditionen übernachten oder sich auch dort bewerben.  Einer internationalen Karriere steht nun auch bei prizeotel nichts mehr im Wege.

Abschließend kann ich sagen, dass der Boom der Budgethotellerie weiter anhalten wird, gerade auch wenn man sich die Marktanteile in anderen Ländern anschaut.  Hinzu kommt, dass veränderte Anforderungen der Gäste und der Druck der Online-Konkurrenz immer mehr Hotels und Marken zwingen, sich neu zu erfinden. Neben der Digitalisierung und dem Wandel zu einer IT-Company, wird der Inszenierung der Dienstleistung eine immer größere Bedeutung zukommen. Und da adaptiert die Budgethotellerie einfach viel schneller.  Das wird den Markt weiter nachhaltig verändern und die Antwort der Wettbewerber bleibt dann oftmals nur: Preis runter! Damit werden wir in Deutschland weiterhin mit einem Preisdruck kämpfen müssen.  Die Budgethotellerie drückt von unten, oben steht die Luxushotellerie und in der Mitte, ja in der Mitte wird es für viele Anbieter ganz, ganz schwierig werden.  Wie ich neulich schon einmal abschließend gesagt habe, bin ich der Überzeugung, dass diejenigen, die immer wieder nur Nachfrage über den Preis akquirieren und ihren Fokus im Kostenmanagement haben, ebenso vom Markt verschwinden werden, wie Hotels und Hotelmarken mit einer langen Tradition, die es in den letzten Jahren versäumt haben, sich an dem veränderten Wettbewerbsumfeld auszurichten.

Das Wahljahr 2017 wird somit noch die eine oder andere Überraschung für uns bereithalten.

An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an die Veranstalterin, dass ich mit dabei sein durfte und auch an Maria Pütz-Willems, für die wirklich tolle Moderation. Nächste Woche sehen wir uns dann alle beim Hotelkongress, ich bin gespannt, was es von da zu berichten gibt.

 

 

accorhotels.com – Akquisition in Deutschland gestartet

Fastbooking

Wie mir aus Branchenkreisen mitgeteilt wurde, bekommen ausgewählte Hotels in Deutschland zurzeit E-Mails aus dem Hause Accor. Zwar nicht direkt von Accor, sondern von FastBooking. Richtig, der Firma, die Accor im April des letzten Jahres übernommen hat, um seine digitale Strategie konsequent fortzusetzen. Ganz so „fast“ wie ihr Name sagt, ist die Firma dann aber anscheinend doch nicht, denn bis heute Mittag waren noch die Neujahrsgrüße samt Weihnachtsbaum auf der Startseite der Webpräsenz.

Auf der Website von Fastbooking, kann ich mich als Hotelier für die Zusammenarbeit mit accorhotels.com bewerben oder aber, ich werde durch eben diese Firma angeschrieben. Zitat: „Ihr Hotel wurde von der Hotelgruppe Accor als mögliches Partnerhotel für die Accor.com Website ausgewählt.“ Das Wording scheint auch noch nicht ganz einheitlich zu sein. Ich kann mich für accorhotels.com bewerben, werde aber angeschrieben, um auf accor.com dargestellt zu werden. Egal, es hakt da anscheinend noch bei den kleinsten Dingen. Wie man sich mit dieser Strategie dann gegen die OTAs behaupten will, ist mir ein Rätsel. Dennoch, Gratulation an alle Hotels die angeschrieben worden oder werden, irgendetwas müsst ihr verdammt gut machen und das sollte euch zu denken geben, ob ihr diesen Anschluss überhaupt benötigt. Und die Frage ist, ist der Anschluss für mich als Hotel wirklich ein Mehrwert, ist es kostengünstiger oder nicht? In der Branche spricht man von ca. 15% aller Buchungen, die Hotels von Accor über die hauseigene Webseite erhalten, sicherlich auf Landesebene ein wenig unterschiedlich, aber overall sollte das der Durchschnitt sein. Extrem digital ausgerichtete Unternehmen bekommen da wahrscheinlich das Doppelte, andere sind wiederum ähnlich oder haben noch weniger. Was mich allerdings wundert ist, dass man als Akquise Strategie u.a. USPs wie

Reduzierung der Abhängigkeit von OTAs
Geringere Provision als bei den OTAs

gewählt hat.

Mit der angebotenen Provision (man spricht von 14%), ist man mit Verlaub nicht wirklich günstiger als einige OTAs. Und wenn man dann noch die Provision für Buchungen bei „Le Club AccorHotels“ Mitglieder hinzurechnet (angeblich 5%), dann ist man schnell bei einer Provision, die höher ist als bei den OTAs. Und wie bewirbt dann AccorHotels.com mein Hotel? Wird dann ebenfalls Brand Bidding auf meinen Markennamen gemacht?

So, wie es sich für mich darstellt, von alledem, was ich da gehört habe, ist es eher uninteressant. Warum soll ich auf die Plattform meines Mitbewerbers wechseln, wenn ich es woanders günstiger und besser haben kann?

Für meine Hotels ist das alles eher unmaßgeblich, aber die Strategie aus Accor Sicht ist sicherlich richtig und man ist auf einem guten Weg. Nur, die Marke ist am Ende nicht stark genug und es fehlen massiv Hotels im Portfolio. Schaue ich mir an, wie viele Hotels die OTAs auf ihrer Plattform haben, wird es schwer, dagegen bestehen zu können. Wenn ich eines nicht habe, dann ist das Zeit. Wir leben heute in einem volatilen wirtschaftlichen Umfeld und die Digitalisierung treibt den Veränderungs-prozess schneller denn je voran. Accor hat es jahrelang verpasst, sich einer klarer digitalen Strategie zu unterwerfen. Und schaut man sich die Entwicklung des Aktienkurses der börsendotierten OTAs im Verhältnis zu eben Accor an, dann drückt diese genau das aus.

Was denkt ihr, würdet ihr euch als Hotelier bei accorshotels.com anschließen oder nicht? Was sind eure Gedanken? Ich freue mich auf eine spannende und interessante Diskussion, die uns am Ende alle wieder weiterbringt.

Accor – a tech company that happens to sell hotel rooms?

Die Branchen sind im Wandel. Da Amazon stationäre Buchhandlungen aufbaut, ist es für mich nur noch eine Frage der Zeit, wann die OTAs oder auch AirBnB anfangen, in Hotelimmobilen zu investieren und diese selbst zu betreiben. Im Hochschwarzwald geht es schon los, da hat die Tourismus GmbH vorhandene Ferienwohnungen modernisiert. Und jetzt will Accor auch noch zu einem e-Commerce-Powerhouse werden. Das erinnert mich ein wenig an Dominos Pizza, die einfach nur noch eine eine Tech-Company sind, „that happens to sell Pizza“.

Jedenfalls diskutiert und spekuliert die Branche nach dem Announcement von Accor. Nur schaut man sich die Aktienkursentwicklung der Hotelgesellschaften im Vergleich zu den OTAs an, dann sieht man schon lange, wem der Kapitalmarkt das Vertrauen in die Distribution schenkt. Wenn es Hotelgesellschaften gibt, deren Aufkommen direkter Buchungen unterhalb von 15% ist, dann muss man sich auf der einen Seite nicht darüber wundern, aber auf der anderen Seite die Frage stellen, ob denn die Führungsetagen dieser Hotelgesellschaften überhaupt den richtigen Fokus hatten, bzw. haben. Sehr passend und interessant dazu mein letzter Blogbeitrag „Herzstillstand durch IT-Versagen“, der ebenfalls auch als Beitrag in der hospitalityinside.com erschienen ist.

Laut CEO Bazin wird der Service ab Ende Juli 2015 der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und er kündigt an: „Unser Marktplatz-Portfolio wird sich verdreifachen und von rund 4.000 aufgelisteten Hotels heute bis 2018 auf über 10.000 ansteigen, aber es werden nie mehr als 100.000 Häuser werden“.

Das ist ja rühmlich, denn Accor hat erkannt, dass sie mit einer Seite mit 4.000 Hotels im Netz wenig gegen eine Seite mit 650.000 Hotels ausrichten können. Warum dann bei 100.000 Hotels gestoppt werden soll, erschließt sich mir nicht. Die Masterfrage bleibt: Wie wollen die überhaupt die benötigte Reichweite erzielen, um genügend Nachfrage zu generieren? Vor allem, da man ja die Kommissionen für die Hotels viel günstiger halten möchte.

Eine andere Frage könnte daher noch viel kritischer werden: Kommt der unabhängige Hotelier nicht vom Regen in die Traufe? Wie wir alle wissen, wählen die Kunden heute nach drei maßgeblichen Kriterien ihr Hotel aus:

1) Lage
2) Preis
3) Reviews

Wenn man den Worten der OTAs glauben schenken darf, dann wählen ca. 62% aller Nutzer ein Hotel auf der ersten Seite und nur 2% suchen überhaupt gezielt nach einer Marke. Was macht also der Hotelier, der eben nicht auf der ersten Seite ist? Richtig, er wählt den Ranking-Booster oder einen ähnlichen Mechanismus, bei dem er über gesteigerte Kommissionen (man spricht in Berlin von bis zu 50%) probiert, auf die erste Seite zu kommen. Den Effekt wird es bei Accor sicherlich ebenfalls geben. Hat der Hotelier dann etwas gewonnen? Mitnichten! Er hat mit Zitronen gehandelt. Einziger Profiteur dieser ganzen Angelegenheit ist, wie auch schon die OTAs, in diesem Fall Accor. Mehr Hotels auf der Plattform, für die man kein wirtschaftliches Risiko eingeht, bei denen man keine immobilienspezifischen Verpflichtungen hat usw..

Nachdem Accor seine Aktivitäten bereits in die zwei Sparten HotelInvest (Immobilien) und HotelServices (Betrieb) aufgeteilt hat, um seine Ertragskraft zu steigern, ist es doch naheliegend, dass es eine weitere Sparte, nämlich „e-Commerce“ geben wird, die dann eigenständig an die Börse gebracht wird. Ähnlich wie ein OTA liefert Accor dann bestimmt eine „White Label“-Lösung für Hoteliers oder ganze Gruppen und ist parallel noch eine öffentliche Plattform, die durch den Anschluss eben dieser Privathotels viel Geld verdienen soll.

Passend analysiert der CEO von Accor dazu: „Wir haben das Wissen und die Mittel, um personenbezogene Daten zu erstellen, da der moderne Reisende mehr will, als lediglich das Produkt (das Zimmer); er verlangt nach einem personalisierten Service. Das Wachstum von morgen dreht sich nur um das Kundenerlebnis. Und es ist unsere Aufgabe, genau das zu bieten“.

Hört sich marketingtechnisch natürlich super an, ist ja auch ein Fuchs, der Bazin. Ich frage mich allerdings, wie er das bei seinem großen „Tanker“ in die Praxis umsetzen will, eben diesen „personalisierten Service“ vor Ort. Die IT kann unterstützen und Dinge optimieren, aber am Ende stehen immer noch Menschen in den Hotels. Die Rolle dieser Menschen wird sich verändern, bzw. hat sich schon verändert. Die Menschen in den Hotels sind ein großer Teil des kommunikativen Bindeglieds zwischen der Marke des Hotels und dem Gast. Mit der klassischen Form der Hierarchie, wie es gerade auch gerne in den Betrieben von Accor praktiziert wird, wird das sicherlich nicht funktionieren. Das hat uns die Vergangenheit gezeigt und zeigt uns auch die Gegenwart.

Das Argument des Loyalty-Programms ist sicherlich ein guter Einwand. Nur: Das von priceline, rocketmiles, ist auf der einen Seite viel cooler. Und: Ein Loyaltyprogramm ist sicherlich für die Hoteliers von Accor nicht kostenlos. Vorstellen kann ich es mir somit also nicht, dass es den Hotelier am Ende günstiger und besser kommt, wenn er bei dem „OTA“ Accor mitmacht.

Und ehrlich gesagt würde ich persönlich wirklich einmal ein Gespräch mit der Führungsetage von Accor, gerne auch mit Herrn Bazin persönlich führen. Meine Frage: Was soll mir ein Anschluss mit z.B. meinen prizeotels an diese Plattform bringen? Bisher kann ich da wirklich keinen Mehrwert erkennen, außer, dass die Probleme für mich als Hotelier wahrscheinlich von einer Plattform auf die andere verlagert werden. Wieder jemand, der mit, aber nicht für die Hotels Geld verdient. Sehe ich das falsch? Was denkt ihr?

Wifi im Hotel – eher WLa(h)m als WLAN!

Wir sind gerade in der letzten Phase der Vorbereitungen für die Eröffnung unseres Hotels in Hannover. Dazu gehört natürlich auch, dass wir unseren Gästen kostenloses High-Speed WLAN anbieten wollen. In vielen Hotels ist das WLAN wohl allerdings ein WLa(h)m, wenn man die Bewertungen im Internet liest und sich Seiten wie www.hotelwifitest.com anschaut.

Wifi im Hotel

Dass das WLAN kostenlos angeboten wird, ist für uns keine Frage mehr. Vielmehr geht es heute darum, was für eine Bandbreite das kostenlose WLAN hat. Und hier gibt es dann auf einmal ein Problem, für das die Hotellerie zunächst eigentlich gar nichts kann: Mehr und mehr Applikationen haben heute eine Wifi-Verbindung als Grundlage für ihre Arbeitsweise. Sei es zum Beispiel der jetzt bald kommende Mobile Check-In, die elektronischen Türschlösser, das web-basierte PMS oder das Housekeeping, dass mittlerweile auch schon mit iPods arbeitet. Hinzu kommt, dass der durchschnittliche Hotelgast mindestens zwei oder mehr Devices hat, mit denen er online gehen möchte.

Mit diesen Devices werden dann Streamingdienste wie Youtube, Netflix, Apple-TV, etc. genutzt, um nur einige zu nennen. Dazu skypen viele oder nutzen andere Programme zur Videokommunikation. Zu guter Letzt kommen Down- und Uploads von Präsentationen und „weiß der Kuckuck was“ hinzu. Alles in allem braucht man schon extrem viel Bandbreite, wenn man ein Hotel mit vielen Zimmern und einer hohen Auslastung hat.

Aber: Das wird in vielen Gegenden in Deutschland gar nicht angeboten. Schuld an dieser Situation ist der nur langsam voranschreitende Ausbau der Breitbandnetze in Deutschland. Die Bundesrepublik hinkt laut einer Analyse für das Wirtschaftsministerium bei superschnellen Internetanschlüssen hinterher, liegt im Vergleich mit acht EU-Ländern sogar auf dem letzten Platz.

Was lernen wir daraus? Die Zukunft überholt uns in Deutschland und wir können uns für unsere Hotels solche Standorte, die keine hochleistungsfähige Breitbandanbietung bieten, nicht mehr leisten. Somit werden wir in der Entwicklung unseres Hotelproduktes massiv eingeschränkt. Diejenigen, die dennoch auf Standorte ohne entsprechende Breitbandanbietung setzen, werden mittelfristig mit erheblichen Problemen bei ihren Dienstleistungen und Services rechnen müssen.

Es sei denn, man ist so kapitalstark wie Accor Hotels und bindet einen Großteil der rund 340 Hotels über die neueste Glasfaser-Technologie an das Internet an. Den Gästen wird dabei für die üblichen, tagtäglichen Aktivitäten eine kostenlose und schnelle „Free Wi-Fi-Version“ angeboten, sowie eine „Premium Wi-Fi-Variante“ ohne Bandbreitenlimitierung etwa für größere Downloads, Videos oder Internet-Telefonie (6,- Euro pro Tag oder 19,- Euro pro Woche).

Das Thema Wifi im Hotel wird uns sicherlich alle in der Branche noch sehr beschäftigten. Was sind eure Gedanken dazu?

Aus Raider wird Twix – es ändert sich nix. Aus Qype wird Yelp – wir fangen von vorne an.

Auf der heutigen Podiumsdiskussion “Die Digitalisierung der Tourismuswirtschaft – wo geht die Reise hin?“ im Rahmen des Tourismusgipfels 2013 des Bundesverband der Tourismuswirtschaft beschäftigen sich die Teilnehmer, zu denen neben Größen wie Michael Buller (Vorstand VIR), Sören Hartmann (DER Touristik Köln), Christoph Keese (Executive Vice President Axel Springer AG) und Peter Verhoeven (COO ibis Brands Europe) auch ich als kleiner Privathotelier gehöre, mit dem Thema:

Was sind für Sie konkret die digitalen Herausforderungen der Branche und wie gehen Sie damit um?

Nun, für prizeotel – und somit auch für mich – geht es um die Inhalte. Es geht um den Content auf anderen Portalen, der aber über uns geschrieben wurde. Wem gehört dieser Content? Dem Portal, dem Verfasser oder uns als Marke? Ich glaube, dass das noch nicht richtig geklärt ist, aber für ungeheuer viel Spannungen sorgen kann.

Wir bei prizeotel haben zum Beispiel sehr früh, quasi mit der Eröffnung, auf die Kraft der Bewertungsportale gesetzt. Wohlwissend, dass diese kein Geld mit Bewertungen verdienen, sondern sich zu Meta-Searchern entwickeln werden, so wie es jetzt ist. Um die Bewertungen anzukurbeln, hat unsere Strategie jede Faser unseres Unternehmens durchdrungen: „Ihre Bewertung ist unsere Motivation“ war das Motto eines jeden von uns. So konnten wir uns mit dem prizeotel Bremen-City auch schnell auf die Top-Positionen (immer unter den ersten drei) in fast allen Portalen setzen und haben die heute noch inne. Ja, bis auf jetzt. Bis auf den Zeitpunkt, wo ein amerikanisches Unternehmen den deutschen Klon geschluckt hat und nun probiert, die beiden Portale zusammenzulegen.

Eigentlich kein Problem, kennen wir ja noch von „Aus Raider wird Twix – ändern tut sich nix“.  Falsch gedacht! Aus Qype wurde Yelp und wir sind kurz „weg vom Fenster“ mit unserem prizeotel Bremen-City.  Das hat mich so aufgeregt, dass sogar Klaus Eck meinen Tweet in seinem Blog über „Negative Online Bewertungen sind kein Schicksal“ aufgeführt hat. donttwitterIch weiß: „Don’t twitter, when you’re bitter“, aber da konnte ich nicht mehr. Nachdem wir schon den Verlust von mehr als 140 Bewertungen hinnehmen mussten, haben wir alles daran getan, dass uns unsere Gäste kurzfristig und sehr aktiv auf Yelp bewerten. Die Folge: Wir sind langsam wieder hochgekommen. Aber was passiert: Yelp schickt die Bewertungen wieder in die Wüste. Ich habe keine Ahnung, warum die Amis das machen und was das soll. Angeblich ist die technische Umstellung sowie ein Algorithmus dafür verantwortlich. Interessiert mich aber nicht, GET IT FIXED!

Denn ähnlich wie es schon der Stern in seiner Story über den Starfriseur geschrieben hat, geht es uns auch. Wir haben allerdings nicht das Problem, dass wir nur noch negative Bewertungen haben. Wir haben fast gar keine Bewertungen mehr und das ist echter Mist. Wie soll das weitergehen? Natürlich mache ich mir meine Gedanken und bin jetzt schon gespannt, was die anderen Diskussionsteilnehmer dazu sagen.

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